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Orthopädie

Zehenballen (Hallux valgus)

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie -
Spezialist für Fußchirurgie in der Klinik Manhagen.

Der Fuß ist mit seinen knapp dreißig Gelenken und Muskeln eine komplexe anatomische Konstruktion, die im Alltag einer großen Belastung ausgesetzt ist. Eine Vielzahl von möglichen Fehlstellungen erfordert vom behandelnden Arzt große Erfahrung, um die Beschwerden beim Gehen, Stehen oder Sporttreiben der richtigen Ursache zuordnen zu können. Die häufigste Fehlstellung am Fuß ist der Zehenballen (Hallx valgus). Allein in Deutschland sind 10 Mio. Menschen betroffen, davon jeder Dritte bei über 65-Jährigen. Schmerzen vor allem an der Innenseite der Großzehe können das Gehen beschwerlich machen. Manchmal kommt es im Verlauf zur Verdrängung der daneben liegenden Zehe (Krallenzeh). Auch kann es durch Fehlbelastung zu Schmerzen unter der Fußsohle kommen.

Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen und durch angepasstes Schuhwerk nicht abklingen, kann eine operative Korrektur erfolgen. Ziel ist hierbei die Begradigung der Zehe(n), um die Belastbarkeit wieder herzustellen. Es gibt hierfür viele verschiedene operative Optionen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Die Wahl des richtigen Operationsverfahrens erfordert vom behandelnden Arzt Fingerspitzengefühl und Erfahrung und ist für den langfristigen Verlauf entscheidend. Nachfolgend werden wesentliche Informationen hierzu aufgeführt.


Begradigung durch Knochenverschiebung

Hierbei wird der Mittelfußknochen nach außen verschoben und mit zwei kleinen Schräubchen wieder befestigt (Osteotomie nach Chevron). Ebenfalls wird ein verkürzter Muskel gelöst, damit der Zeh in gerader Position verbleibt (sog. laterales Release). Sollte die Fehlstellung auch innerhalb der Zehe vorliegen, wird auch ein kleiner Keil am Großzehengrundglied entnommen (Osteotomie nach Akin).

Die Patienten können nach der Operation in einem Spezialschuh ohne Stützen voll belasten. Der Vorfußentlastungsschuh sollte bis zur Röntgenkontrolle für 6 Wochen getragen werden. Anschließend ist normales Gehen im Normalschuh möglich. Eine Thromboseprophylaxe ist für 5-10 Tage notwendig.

Im Röntgenbild zeigt sich der vergrößerte Abstand zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen. Durch diesen Abstand vergrößert sich der sog. Intermetatarsalwinkel (hier 18°)
Röntgenbild nach der Chevron- und Akinosteotomie: durch Verschieben des Knochens wird der Zeh begradigt. Der sog. Intermetatarsalwinkel ist nun normal (6°).

Begradigung durch Stabilisierung

Bei fortgeschrittener Fehlstellung kommt es zu einer Instabilität des sog. TMT 1 Gelenkes, welches die Belastbarkeit der großen Zehe beim Gehen erschwert. Daher erfolgt eine Stabilisierung in diesem Bereich (Arthrodese des TMT I Gelenkes). Der Zeh wird hierbei durch die Entnahme eines kleinen Knochenkeils begradigt.  Auch hier wird ein verkürzter Muskel gelöst, um die Stellung des Zehs langfristig zu sichern. Meist wird diese OP-Methode mit einer Osteotomie nach Akin kombiniert (s.o.).

Nach der Operation ist in einem Vorfußentlastungsschuh zunächst eine Teilbelastung an Stützen für 4 Wochen notwendig, solange sollte die Thromboseprophylaxe erfolgen. Anschließend kann im Vorfußentlastungsschuh ohne Stützen voll belastet werden, nach insgesamt 8 Wochen nach der Operation kann wieder ein Normalschuh benutzt werden.

Auf diesem Röntgenbild ist der Abstand zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen deutlich erhöht. Ursache hierfür ist eine Instabilität im sog. TMT I Gelenk (Pfeil).
Röntgenbild nach der TMT I Arthrodese: mit einer Platte wird das TMT I Gelenk stabilisiert, der Zeh dadurch begradigt.

Alternative Korrekturmöglichkeiten:

In bestimmten Fällen sind alternative Korrekturmöglichkeiten des Hallux valgus sinnvoller. So muss in manchen Fällen der Gelenkflächenwinkel korrigiert werden (Osteotomie nach Reverdin) oder bei beginnender asymptomatischer Knorpelschädigung das Großzehengrundgelenk entlastet werden (Osteotomie nach Youngswick). In seltenen Fällen ist eine gelenkerhaltene basisnahe Osteotomie notwendig (open wedge Osteotomie, closed wedge Osteotomie).

Verhalten nach der Operation (unabhängig vom Verfahren):

Nach dem Fadenzug nach 12-14 Tagen kann das Gelenk vom Patienten passiv beübt werden. Hierzu sollte der Zeh mit den Fingern umfasst und bis zum Anschlag nach oben und unten bewegt werden. Die Übungen sind in der Regel leicht schmerzhaft. Verordnungen für Physiotherapie sind nur gelegentlich notwendig, allerdings sind zu Beginn Anwendungen für Lymphdrainage sinnvoll. In manchen Fällen werden nach der Operation noch zusätzlich Einlagen benötigt.

Bis auch längere Gehstrecken ohne Mühen bewältigt werden können, vergehen in der Regel vier, selten sechs und in Einzelfällen mehr als neun Monate. Sobald der Vorfußentlastungsschuh nicht mehr erforderlich ist, ist prinzipiell Nordic Walking, Fahrradfahren und Schwimmen erlaubt. Hier besteht bei unsicherem Gangbild jedoch ein gewisses Sturzrisiko, so dass nicht zu früh mit diesen Aktivitäten begonnen werden sollte. Andere Sportarten, bei denen der Fuß in den Zehenspitzenstand kommen muss (alle Lauf-/Kontaktsportarten, Ballsportarten wie Tennis und Badminton, aber auch zum Teil Yoga und Fitness), können erst vier bis sechs Monate nach der Operation wieder aufgenommen werden.

Autofahren ist mit dem Vorfußentlastungsschuh prinzipiell nicht möglich. Wenn die linke Seite operiert wird und ein Auto mit Automatikgetriebe benutzt wird, sollte der Versicherungsschutz vorher trotzdem mit der Haftpflichtversicherung abgeklärt werden.

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